von Henning Funke-Bruns
Regina (*Namen geändert), alleinerziehende Mutter einer 12-jährigenTochter, ist heute wieder richtig im Stress. Sie jobbt in einem Supermarkt: kassieren, Regale einräumen und auch mal nach Feierabend saubermachen sind ihre Aufgaben.
Neben dem kärglichem Unterhalt für ihre Tochter und der Aufstockung durch die Arbeitsagentur ist das Einkommen aus diesem Job ein wichtiger Bestandteil sich und ihre Tochter durchs Leben schlagen zu können. Zuweilen hilft sie auch noch sonnabends und sonntags an der Kasse einer Tankstelle aus. Sie beklagt sich nie, ist immer freundlich und hilfsbereit.
Ist auch unsere Gesellschaft und unser Staat freundlich zu ihr?
7,4 Millionen Menschen haben einen Minijob. Davon sind 4,65 Millionen Frauen.
Foto privat, Henning Funke-Bruns
Es sind Mitmenschen, wie Regina, die in Deutschland eine Arbeitsstelle auf 450-Euro-Basis haben. Mittlerweile sind es 7,4 Millionen
Menschen, davon allein 4,65 Millionen Frauen.
Die Arbeitgeber entrichten für diese Arbeitsverhältnisse eine Pauschale für die Sozialversicherung. Regina möchte ganz gern in einem regulären Beschäftigungsverhältnis arbeiten. Im Alter wird das Geld knapp!
Findet Regina nicht doch mal eine Arbeitsstelle in einem regulären Beschäftigungsverhältnis, was derzeit sehr unwahrscheinlich ist, so hat sie nach 45 Berufsjahren nach derzeitigem Stand (Information des Bundesarbeitsministeriums im Jahr 2014) einen Rentenanspruch von 139,95 €. Altersarmut ist vorprogrammiert!
Die Arbeitgeber nutzen diese Beschäftigungsverhältnisse gerne. Die Arbeitsintensität ist bei Teilzeitbeschäftigten höher und wird auch von den Betroffenen in Kauf genommen. Zusätzlich werden durch diese Beschäftigungsverhältnisse die Schaffung reguläre Arbeitsverhältnisse verhindert. Nur ein Verbot der Mini-Jobs und Umwandlungen in reguläre Arbeitsverhältnisse kommt den Betroffenen zugute. Ihre soziale Lage würde sich verbessern. Hinzu kommt noch, dass sich der Konsum dieser Personengruppe steigert und somit positive volkswirtschaftliche Effekte zu erreichen wären.
Zwar wurde der Mindestlohn eingeführt, aber an der grundsätzlichen Situation der Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten, ändert sich sich nur geringfügig etwas. Ihre Situation jetzt und im Alter bleibt prekär!
Nach 45 Berufsjahren im Mini-Job wird eine monatliche Rente von 139,95 € ausgezahlt.
Was könntest du gegen diese Ungerechtigkeit tun?
- Nach Möglichkeit das Problem des Niedriglohnsektors ansprechen.
- Wenn es dir finanziell möglich ist, nicht bei Firmen kaufen, die
einen hohen Anteil an Beschäftigten im Niedriglohnsektor
haben.
- Diese Firmen auch vor Ort bekanntmachen.
- Demonstrationen gegen den Niedriglohnsektor mitmachen.
- Vorbereitungen zu diesen Demonstrationen mit übernehmen (Fahrten zum Demonstrationsort organisieren, mobilisieren, ...)
Demnächst:
Die Lage der Menschen mit befristeten
Arbeitsverträgen.
Wie Lebensperspektiven begraben werden müssen.
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